Titelbild: Die Wanderer auf der Brücke über die Gilsa (Foto: Harald Schmidt, Fritzlar)
Der Frühling kann nicht mehr weit sein: Kraniche kehren aus dem Süden zurück, Schneeglöckchen und Winterlinge setzen erfrischende Farbtupfer am Wegesrand und die ersten Vögel vertreiben die winterliche Ruhe.
Ein guter Grund für den Partnerschaftsverein Fritzlar–Burnham on Sea/Highbridge zum zweiten Mal in diesem Jahr die Wanderschuhe zu schnüren. Mehr als 30 Vereinsmitglieder folgen gern der Einladung, gemeinschaftlich ein Stück Nordhessen zu erkunden und machen sich auf in die 339-Seelen-Gemeinde Gilsa.
Gilsa? Ist das nicht das kleine Örtchen mit der langen adeligen Geschichte? Ja, ganz recht! Herr Dr. Friedrich-Wilhelm von und zu Gilsa höchstpersönlich begrüßt die Wanderer nach der ersten Teilstrecke in der kleinen Dorfkirche und nimmt uns mit auf eine äußerst interessante und lebendige Reise in die vielleicht doch nicht immer so guten alten Zeiten in und um Gilsa.
Von plündernden und brandschatzenden Horden im 30-jährigen Krieg ist die Rede, von bitterer Armut der einfachen Leute, aber auch von „Schutz und Schirm“ durch die Adelsfamilie.
Namen auf der regionalen Landkarte erhalten einen ganz neuen Klang, wenn das „Gericht Waltersbrück“ und das „Amt Borken“ im Vortrag zu alter Größe und Bedeutung aufblühen. 1209 wurde die Ortschaft „Gilse“ zum ersten Mal in einem Güterverzeichnis urkundlich erwähnt; dort besaß das Petersstift zu Fritzlar eine „Manse“ (Hofstatt mit Ackerland).
Heute sind sich die Gilsaer sicher darin einig, ihre Kirche im Dorf zu lassen. Wir erfahren aber, dass dies nicht immer so war. Warum 2 Metzen Korn für den Pfarrer abgeben, wenn es doch die Nachbarkirche in Bischhausen bisher auch getan hat? Wir freuen uns bei unserem heutigen Besuch in Gilsa, dass es dann doch Ende des 16. Jahrhunderts zum Bau der ersten Kirche kam und wir in deren steinernen Nachfolgerin so viele geschichtliche Zeugnisse bestaunen können.
Die Reise in die Vergangenheit endet mit netten Anekdoten zu den im Altarraum aufgereihten Familienwappen, mit der schaurigen Erinnerung an eine Hinrichtung in Borken und der allgemeinen Erleichterung, im Hier und Jetzt leben zu dürfen.
Wir bedanken uns ganz herzlich für diesen kurzweiligen und bereichernden Vortrag, merken uns das Datum für die 800-Jahr-Feier in diesem Jahr am letzten Juni-Wochenende und brechen auf zur nächsten Station unseres Ausflugs, dem Gilsaer Landcafé. Ganz nach dem Motto: „Eine Wanderung ohne Gasthaus ist wie ein Tag ohne Lachen.“
Frisch gestärkt treten wir den Rückweg über Reptich an und freuen uns schon auf die nächste Gelegenheit, wenn es wieder heißt: „We’re walking, yeah, we’re walking…“