Auf zur Weidelsburg (25.01.2009)

Weidelsburg

(Titelbild von Harald Schmidt)

Nordhessens größte Burgruine, die Weidelsburg, war am letzten Januarsonntag 2009 Ausgangspunkt einer Winterwanderung des englischen Partnerschaftsvereins Fritzlar – Burnham on Sea-Highbridge e.V. Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und der Aussicht auf Sonne am Nachmittag versammelten sich zwei Dutzend Unerschrockene am Grauen Turm und starteten in Fahrgemeinschaften zur ersten gemeinsamen Aktion im neuen Jahr.
Schon bei der Ankunft am Parkplatz unterhalb der Weidelsburg in Ippinghausen war klar: Den Aufstieg auf den Weidelsberg verschieben wir auf ein nächstes Mal. Der Regen der vergangenen Tage hat sich mit den Schneeresten zu einer spiegelglatten Eisfläche verschmolzen.
Noch vor wenigen Jahren hätten sich zwar die meisten von uns über solch eine „Todespiste“ zum Gleitschuhfahren gefreut. Heute denken wir allerdings sofort an mögliche Knochenbrüche und Verdienstausfälle und entscheiden uns daher für den ebenen, wenn auch ziemlich unwegsamen Trampelpfad unterhalb des Berges. Das Gruppenfoto vor der ehrwürdigen alten Eiche zeigt die Wanderer munter und wohlauf nach dieser ersten Herausforderung quer durch Brombeerschlingen und umher liegende Äste.
Was wäre aber eine Wanderung ohne Einkehr? Unser Ziel zur Stärkung heißt diesmal Café Hasenacker bei Naumburg. Auf dem Weg dorthin werden die angeregten Gespräche in den wechselnden Wandergrüppchen immer mal wieder durch ein „Achtung Eis!“; „Vorsicht – Glatt!“ oder auch ein verhaltenes „Wer hat denn den Weg ausgesucht? – Wenn ich den erwische…“ unterbrochen.
Der Sturm Kyrill hat offenbar auch in diesem Wald sein Unwesen getrieben und auf einer Windbruchlichtung fühlen sich einige bereits in das Dartmoor in Cornwall versetzt: „Jetzt noch eine Portion englischer Nebel dazu, das Heulen eines verwilderten Hundes und tiefschwarze Nacht…“. Doch die Rettung ist nah: Bei Kaffee und Kuchen oder auch deftigem Sauerkraut und Kasseler sind alle Kräfte schnell wieder mobilisiert und die Pläne für nächste Ausflugsziele und Fahrten mit unseren englischen Freunden im Sommer werden konkreter.
Die Autos sind inzwischen geholt und es geht auf nach Naumburg, zur letzten Etappe des heutigen Tages – dem privaten Heimatmuseum der Familie Jacobi. Umgeben von wahren Schätzen aus Nordhessens Handwerkskunst und alltäglichem Haushaltszubehör der „guten alten Zeit“ sprudeln die Erinnerungen nur so los.
War es nicht erst gestern, als unsere Mütter in diesen Waschkesseln Wäsche oder Wurst gekocht haben und als wir genau so einen Etagenofen ausgemistet haben, weil er zwar schnell heiß, aber genauso schnell auch wieder kalt war?
Ja, und die Schule erst! „Weißt Du noch, wie wir in diesen Bänken gesessen haben, immer irgendwo mit Tinte bekleckert und im ständigen Kampf mit der Sütterlinschrift?“ – „Wir haben uns doch seitdem kaum verändert, oder?“
Dieses ganz besondere Museum merken wir uns für unsere Gäste aus Burnham-on-Sea, werfen einen letzten Blick auf den alten Volksempfänger und den Dreschflegel und freuen uns schon auf die nächste Wandertour, die bereits ausgekundschaftet ist.
Wir bedanken uns an dieser Stelle ganz herzlich bei August Becker und den weiteren Wander-Pfadfindern für die Initiative und bei Harald Schmidt für die schönen Erinnerungsfotos.